Wie eine Angst entstehen kann

 

 

Generell ist Angst ein Verhalten, welches erlernt wird und nicht eines, das genetisch verankert ist.

Das wiederum bedeutet, dass der Hund erst die Erfahrung gemacht haben muss, dass der Besuch beim Tierarzt etwas schlechtes bedeutet. Daher kann ich nur raten: Wenn ihr mit Eurem Hund / oder Welpen zum ersten Mal zum Tierarzt geht, versucht alles so angenehm wie möglich zu gestalten. Zum Beispiel auch ohne Behandlung ein Praxisbesuch. (das Loben und die Leckerchen nicht vergessen ;-) )

 

Oftmals ist es so, dass Herrchen und Frauchen viel angespannter sind, als der Hund selbst. Während man im Wartezimmer darauf wartet aufgerufen zu werden, mustert man die anderen Haustierhalter mit ihren Tieren.  Man denkt darüber nach, ob ein Hund eine ansteckende Krankheit haben könnte oder grübelt, warum der eine Hund einen Verband trägt. So oder so, man ist dabei selbst manchmal so unaufmerksam und angespannt, dass man total vergisst, sich auf seinen eigenen Hund zu konzentrieren.

 

Dieser Punkt ist aber ganz wesentlich: denn Hunde orientieren sich in ihrer Umwelt, oder besser gesagt in UNSERER Umwelt, an IHREN Menschen.

Ein Hund spürt, wenn sein Herrchen aufgeregt ist, was ihm signalisiert: „Okay, es passiert etwas... es gibt einen Grund, warum mein Herrchen sich plötzlich anders verhält.“ Dieses menschliche Verhalten verunsichert unseren Hund.

 

Dennoch muss ich leider sagen: Egal, wie viel Mühe ihr Euch am Anfang gibt, wie super es die ersten Wochen, Monate oder Jahre läuft – es kann trotzdem IMMER passieren, dass der Hund später ein  Angstverhalten entwickelt.

 

 

Wie kann ich meinem Hund helfen?

 Hat man einmal gemerkt, dass sich so ein angstauslösender Moment eingeschlichen hat, ist es das Beste, direkt darauf zu reagieren. Damit meine ich nicht, den Hund zu streicheln und zu loben (das kann mitunter genau den gegenteiligen Effekt haben, da man den Hund womöglich für seine Angst belohnt– was natürlich nicht heißt, dass Ihr Eure Hunde nicht anfassen dürft), sondern den Hund abzulenken, die Aufmerksamkeit weg von der angsteinflößenden Situation holen. 

Ich kann nur den Tipp geben, besser sofort auf das Angstverhalten zu reagieren, als erst Wochen später, wenn es wieder zum Tierarzt geht. Dann hat sich die Angst meist so tief verankert, dass es immer schwieriger wird, die Angst rückgängig zu machen. Auch da ist es empfehlenswert ohne Behandlung einen kleinen Praxisbesuch zu machen.

 

Dazu möchte ich mich auch noch zu einem etwas umstrittenen Thema äußern und zwar zum Verhalten des Menschen während der Behandlung. Ich sage immer, dass ein Hund nicht belohnt werden soll (weder durch leckerli noch verbal), während er Angstverhalten zeigt. Das ist aus Trainersicht richtig,  aber beruhigende Worte von Herrchen und Frauchen können dem Hund während der Behandlung trotzdem helfen! 

Wenn die Bezugsperson des Hundes ein ruhiges und sicheres Verhalten ausstrahlt und in ruhigem Ton spricht, dann kann sich das positiv auf den Hund auswirken. Das darf man natürlich nicht als Lob ansehen. Wichtig ist, wie es beim Hund ankommt.